Es ist ja immer etwas schwierig bei solchen Dingen wie Formaten oder Software von Geburt zu sprechen, aber der heutige Tag gilt nunmal als der 20. Geburtstag von .mp3. Hoch soll es leben, (mp)3 mal hoch! Mp3 ist also schon erwachsen und man kann sagen, we’ve come a long way, Baby! Als ich das Format so um 1997 zum ersten Mal mitkriegte gab es kaum Software für meinen Mac um damit umzugehen, ich registrierte es, ließ aber erstmal links liegen. Trotzdem war es natürlich schon Thema, zumindest bei den Verhandlungen um mein Album bei Motor zu der Zeit. Also Thema für mich, für die Industrie, in der Person von Tim Renner damals noch nicht. Als ich bei den Vertragsverhandlungen fragte wie es denn um die Internetrechte bestellt wäre, kriegte ich so ein typisches spöttisches Rennerlächeln, Internetrechte? Was man denn damit soll, als ob das ein Zukunftsmodell sei, seine Musik künftig per ISDN zu holen und auf dem Rechner zu hören. Dann kam allerdings ziemlich schnell DSL und Napster und von derselben Industrie, die mir zum Albumsvertrag noch ein generöses „Internetrechte? Die schenk ich dir!“ schmetterte, wechselte jetzt auf das Logo „Copy Kills Music“. Mein Einstieg zu mp3 hätte nicht aufschlußreicher verlaufen können.
Mit Napster und Tauschbörsen bin ich trotzdem nie warm geworden, das war mir alles zu mainstream, die Qualität damals mit 128 kb Files zu grottig, das Prozedere zu langwierig und auf dem Mac auch von den Programmen her zu eingeschränkt bis nicht möglich. Das änderte sich erst viel später kurzzeitig mal mit Soulseek, da waren die Musiknerds unterwegs und man fand tatsächlich sehr gut gerippte Files von denen man nie gedacht hätte das sich jemals jemand die Mühe machen würde diese zu rippen und hochzuladen. Dabei ging es weniger um aktuelle Sachen, sondern eher darum, verpaßte Industrialsachen oder seltene UK Hardcore Sachen ausfindig zu machen. Woraus sich auch gleich eine soziale Komponente ergab, denn meist waren die Downloadraten begrenzt, so das man per Chat darum bitten mußte den Kanal für einen persönlich aufzudrehen, man bot seinen eigenen Fundus an und da man es mit geschmacklich gleichgesinnten zu tun hatte, entwickelte sich daraus so etwas wie das erste Social Media Erlebnis vor Myspace.
Wenn man diese Tracks heute anhört stellt man auch fest, das die mp3 Endoder ebenfalls einen weiten Weg gegangen sind um bei heutiger Qualität anzukommen.
Mit iTunes und iPod fing ich an akribisch meine Plattensammlung zu digitalisieren. Zuerst nur für den iPod Gebrauch, aber als dann mit Final Scatch auch noch die erste Auflegesoftware auf dem Markt erschien, war klar wohin die Reise gehen wird und die Motivation mit der Digitalisierung voran zu kommen nahm zeitweise manische Züge an. Jeden Tag mindestens 10 Platten war mein eigenes Benchmark um da voran zu kommen und Neuerwerbe wurden ebenfalls sofort digitalisiert.
Mit Final Scratch konnte ich mich noch nicht anfreunden, das war mir alles noch zu rudimentär und jedesmal wenn mir einer demonstrierte wie cool das ist ging irgendwas schief. Sowas auf großer Bühne wollte ich lieber nicht erleben.
Das änderte sich erst als mir jemand vor genau 10 Jahren Serato Scratch demonstrierte. Das Teil war von nichts aus der Ruhe zu bringen und lief superstabil, plötzlich machten all die Jahre Digitalisierung der Plattenbestände auch noch Sinn! Ich hab’s natürlich sofort gekauft.
Die Nachteile des Systems sollten sich erst mit der Zeit herausstellen, Hotplugging von zig Kabeln im laufenden Abend und eine Brückentechnologie die immer noch auf Vinylsimulation setzt mag am Anfang als Einstieg seine Berechtigung haben, aber auf Dauer doch eher nervig und fehleranfällig. Da kam aber auch schon Traktor und insbesondere die Verbindung mit dem Vestax VCI 100 Controller um die Ecke. Nix mehr Vinyl, komplett digital, mit all seinen Vorteilen. Und seit Anbeginn natürlich hochemotional geführte Vinyl vs. mp3 Diskussionen, die bis heute immer noch ganz gerne mal aufflammen, wobei die glühendsten Vinylverfechter von einst mittlerweile mehr oder weniger leise die Fronten gewechselt haben und gar nicht gerne an die Argumente von einst erinnert werden. Wobei es lustig zu beobachten war, wie das einstige Nogo CD Player durch den neuen Rivalen zwischenzeitlich sanktioniert wurde, der Computer auf der Bühne war dann die Unterschicht. Heute kräht fast kein Hahn mehr danach, wer was benutzt um Musik zu präsentieren, lediglich ein paar Fundis, die zu faul sind etwas neues zu lernen und die eigene Präferenz für alle durchdrücken wollen, gibt’s wie überall noch, der Rest lebt glücklich mit Formatvielfalt.
Was mich in dieser turbulenten Zeit nie verlassen hat ist der iPod, der immer an meiner Seite war, angefangen vom ersten mit 5 Gb bis zum letzten Modell mit 160 Gb, der mir beim Umzug leider verlustig ging.
Zur Feier des Geburtstages ziehe ich gleich los und lasse mein betagtes, ungenutztes iPhone 4 reparieren um es zum Ersatz iPod mit immerhin 32 Gb umzuwidmen. Da läuft dann auch Rekordbox drauf und man kann ihn als Speichermedium an die Nexus CDJs anschließen.
Mp3 und ich, die Geschichte ist noch nicht zuende und ich bin zuversichtlich das es nicht der letzte Geburtstag ist, den wir zusammen feiern






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