Die Sache ist erstmal die, wie definiert man Underground? Nimmt man die Definition der 90er, also mglichst ungestrt vor sich hin frickeln und auf Distinktion zu Overground und Mainstream bedacht, dann kommt man bei diesem Thema nicht weit, denn im Fall der Social Media Zeiten wrde das bedeuten, kein Facebook, kein Myspace, kein Soundcloud, Musik am besten nur auf Vinyl Kleinstauflagen oder gar Dubplates geshared. Ich mte also etwas eruieren was es heute so gar nicht (mehr) gibt. Klar ginge das, aber bei 38 Fans auf Facebook oder 3 Listens in einer Woche bei Soundcloud, da kommt dann schon mal der Verdacht des Undergrounds als Entschuldigung auf.

Ein veritabler Hit verkauft heute weniger als eine Undergroundscheibe frher mal ber die Ladentheke gegangen ist. Im Gegensatz dazu wrde eine Loveparade via Social Media heute aus dem Stand heraus mindestens 3000 Leute mobilisieren knnen und nicht 150 wie damals. Die zunehmende Vernischung sorgt sowieso dafr das vieles trotz stndiger Verfgbarkeit Underground bleibt und sogar ein groer Teil des Mainstreams ist so weit aufgefchert, das man ihn auch in Undergroundkategorien sehen knnte, wenn man von den groen Medienfeatures einmal absieht. Das vor Augen mu man aber auch feststellen, Underground war schon immer auch mehr eine Haltung als das man ihn wirklich fassen konnte. Mit Social Media sind die Spielregeln zwar keine anderen geworden, aber die Handhabe hat sich natrlich gewandelt. Im Groen und Ganzen hat sich nicht viel gendert, lediglich die Vernetzungs- und Verbreitungsgrade haben sich um ein vielfaches potenziert. Ich glaube der letzte musikalische Underground der jngeren Zeit war Dubstep von 2004 bis 2007 und auch der fand schon seine Verbreitung ber Social Media wie Blogs und Myspace damals und konnte vielleicht nur Underground bleiben weil das bevorzugte Medium nochmal Vinyl war, das dann aber trotzdem z.B. auf Soulseek munter gerippte Verbreitung fand. Die eigentliche Kunst des Underground ist es, das entsprechende Ma zu finden, zwischen Aufmerksamkeit und Authentizitt, also das die Sache zwar gro genug ist das man ein Publikum hat, aber auch klein genug bleibt, auf das die Deppen nicht Einzug halten und der Fokus und die damit einhergehende Erwartungshaltung von auen nicht zu gro werden, zumindest bevor die Sache fr grereres bereit und gewachsen ist. Das ist der Idealzustand den es mglichst lange zu halten gilt, denn die Geschichte lehrt einen, entweder wird das Ding dann eben doch grer oder versinkt unbemerkt in der Versenkung. Die Inkubationszeitensind allerdings dramatisch krzer geworden. Dafr sind die Untergnge heute vielleicht auch nicht mehr ganz so tragisch, whrend es frher quasi einem kleinen Tod gleich kam, wenn etwas vom Underground in den Underground des Undergrounds abrutschte ist es heute so, das man da munter mit ein paar Die Hard Fans weiterwurschteln kann und wer wei, vielleicht kommt irgendwann von irgendwo ein Impuls, der die ganze Sache wieder nach oben splt und Rckenwind verleiht. Dadurch gibt es eine gefhlt viel grere Menge an Untergrnden, da stndig neue kleine vernetzte Szenen entstehen und bestehende nicht, wie frher, einfach sang und klanglos untergehen, sondern durch die weltweite Vernetzung oft immer noch so viel Kommunikationsmaterial und Potential haben, das es ein wahres Gewusel an Kleinstszenen, die man auch als den Untergrund der etablierten nennen kann, existiert. Man kann eigentlich sagen das Internet und Social Media ist genau fr sowas wie Underground 2.0 gemacht.




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