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Vollansicht: [Tanithblog] Thema der Woche 103: Wenn Tanith heute mit der Musik und
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TB-team
Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, nichzt zuletzt auch, weil ich sie mir noch nie gestellt habe. Abgesehen davon war es ja anfangs auch nicht so, das ich daran geglaubt hätte, das die Auflegerei mir mal eine ganze Lebensphase finanzieren würde, an sowas war ja damals gar nicht zu denken. Von daher hat sich natürlich mittlerweile eine Menge geändert und ich weiß gar nicht ob ich heute die Chancen hätte, die ich damals hatte.

Es hat sich ja fast alles geändert und es sind ganz andere Parameter gefragt, als zu der Zeit als ich anfing. Das hat natürlich auch mit so Fakten wie Professionalisierung und veränderter Mediennutzung zu tun. Als wir damals als der Haufen der glorreichen 7 anfingen, waren wir die ersten und einzigen die der Tracks habhaft wurden und diese dem geneigten Publikum kredenzten, spätestens nach dem Hype um den DJ nennt sich jetzt aber jeder zweite zumindest mal temporär so und der Einstieg ist ja auch um einiges einfacher und billiger geworden, ganz zu schweigen davon, das dieses Jagen nach seltenen Tracks heute wirklich ein Ding der Vergangenheit ist. Dafür ist es umso schwerer geworden sich aus der Masse herauszuheben, Masse gab es bei uns ja noch gar nicht. Gerne gaukelt der Anfänger sich vor, das mit dem ganzen Web 2.0 Kram genau seine Zeit gekommen wäre und er da jetzt so richtig durchstarten könne, stimmt leider auch nur bedingt, denn dummerweise kam die ganze Masse auch schon auf diese geniale Idee. Und geht mir weg mit Individualität, erstens ist die weniger gefragt als gedacht, sonst würden nicht immer Horden am gerade angesagten Plattenfach stehen oder bei Beatport aus den Charts der anderen kaufen, sondern ist auch eine sehr subjektive Angelegenheit, wo man sich selbst vielleicht so sehen mag, aber im Wust der Sets und Tracks die ich so wöchentlich höre, finde ich nur sehr wenig Individualität, trotzdem schaffen’s einige davon mehr oder minder groß rauszukommen. Das hat sicher auch mit dem guten alten Netzwerken zu tun, das in der Branche schon immer essentiell war, aber heute natürlich auf ganz anderem Niveau passiert. Reichte früher ständig im Club zu sein, alle Maßgeblichen zu kennen, dazu noch eine ordentliche Telefonierstamina und Relevanzgeplänkel an den richtigen Stellen an den Tag zu legen, so ist das doch heute schon ein bisschen weitgreifernder und man muß aufpassen das man vor lauter Netzwerken den Faden nicht verliert, denn zu den genannten Standards kommt jetzt eben auch noch das ganze Web 2.0 Gedöhns, was zwar einerseits die Reichweite enorm erhöht, andererseits auch gehörig Zeit klaut und wenn man bei so manchen Myspaceplayer die Anhörzahlen sieht- eingestellt vor 3 Monaten, 25 Plays- dann weiß man wie man sich als Teil eines weißen Rauschens fühlen muß.
Leider ist es ja unentbehrlich geworden, das der DJ mit Releases als Visitenkarte um sich schmeissen muß, das bringt die Musik zwar nicht weiter und erzeugt nur musikalische Redundanzen, ist aber so, immerhin lebt davon eine ganze Branche. Andersrum genau dieselbe Chose, wenn ein Release gut läuft will man ja den Run mitnehmen und die nächstliegende Idee ist dann aufzulegen, sind aber zwei völlig unterschiedliche paar Schuhe und haben schon so manchen Clubabend versaut. Liveacts sind dann auch so eine Sache, kann man natürlich machen, aber wenn ich zwei picklige Nerds im fahlen Schein der Laptops mit Reason drauf rumklicken sehe und das einzige was Live ist ist der Frequency/Cutoff Button und der Mutetaster der mit der Maus bewegt wird, dann sollte man über die Begrifflichkeit der Bezeichnung nochmal in sich gehen.
Vielleicht ist die beste und nachhaltigste Herangehensweise nach wie vor dann doch die alte, nämlich gar nicht erst davon ausgehen, das man davon leben kann, sondern es aus purer Leidenschaft und Sendungsbewußtsein betreiben, wenn andere Gründe, wie Koks & Nutten, vorherrschen tut man sich und der Welt einen großen Gefallen es sein zu lassen.




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dmp
WORD!

Der Tanith spricht mir immer wieder aus der Seele!
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