Das Leben veränderten ist vielleicht etwas dick im Pathos aufgetragen, obwohl mir diese Platten zu ihrer Zeit den Kopf dermaßen verdrehten, das man im Nachhinein vielleicht wirklich davon reden kann, ich gehe mal in chronologischer Reihenfolge vor:


Alice Cooper – Billion Dollar Babies



1972: Meine erste bewußt selbst gekaufte Platte war und sie hatte Prägedruck und Klappcover, damit sollte quasi das Schicksal seinen Lauf nehmen. Ich wurde sogar einmal von der Schule wieder nachhause geschickt, weil ich mich wie Alice Cooper bemalt hatte. Kommentar der Lehrerkollegen zu meinen Eltern: Mit dem werden Sie noch Probleme haben, sie sollten Recht behalten.


KISS- Alive



1975: Nur konsequent nach Alice Cooper mit Kiss weiterzumachen, damals als sich der Rest in meiner Klasse eher darum kloppte ob nun Sweet oder Bay City Rollers per Starschnitt an die Wand gehörten gab es für mich nichts größeres als Kiss, ich hatte dann irgendwann alle Alben von denen. Von der Alive war eigentlich nur das erste Album richtig gut, das reichte aber um bei mir ordentlich Eindruck zu schinden. Heute klingt das Album bestimmt total konservativ rockig, damals war es nicht nur musikalisch, sondern auch optisch eine Offenbarung.


Sex Pistols – Never Mind The Bollocks



1977: Ich sag ja, so im Nachhinein ist da schon der rote Faden zu erkennen, immer das was seinerzeit der schlimmste Elternschreck war, ich stand drauf. Eigentlich müßte ich noch die ersten Alben von The Clash und The Damned dazu nehmen die waren alle 3 gleich wichtig. Wieder stimmte alles, Musik, Optik, und damals, ich war gerade 15, Antihaltung, sehr wichtig als Lehrerssohn! Punk klang damals wie die absolute Antithese zu Rock, wenn auch das vielleicht heute nicht mehr so nachzuvollziehen ist, aber die Attitude und das Aufbegehren hört man den Alben m.E. heute noch an.


Throbbing Gristle – Heathen Earth



1980:Mit Punk ging es so langam für mich zuende und fing dafür an zunehmend elektronisch zu werden, von gewöhnlicher Instrumentierung hatte ich jetzt irgendwie genug gehört. Heathen Earth war für mich eine zeitlang der Soundtrack den ich mindestens einmal am Tag hören mußte und mich dazu brachte unbedingt Synthesizer und ähnliches haben zu wollen. Eigentlich müßte hier auch noch Cabaret Voltaire’s Voice Of America stehen.


Einstürzende Neubauten – Kollaps



1981: Auch hier wieder Offenbarung, Lärm als Musik, da wollte ich ja sowieso hin zu der Zeit und dann noch so billig! Sei schlau klau beim Bau. Seinerzeit gab es nichts was meine Ohren mehr öffnete und meinem Lebensgefühl näher kam.


SPK – Leichenschrei



1982: Was hatte ich damals rumtelefoniert um noch das Originalalbum mit dem Originalcover zu bekommen, bis nach Australien! Bis heute noch mein unerreichter Favorit an Klaustrophobie in Musik. Das Sounddesign war bahnbrechend und toppte alles was ich bis dahin gehört hatte.
Ich hab das dann gerne aufgelegt wenn mal so Cure oder Depeche Mode Gothics zu Besuch kamen, Afterhour hatten wir nämlich damals schon- als die Clubs um 2:00 zu machten- die Beklemmung im Raum war mit den Händen greifbar.


Skinny Puppy – VIVIsectVI

1988: Die einzige Platte hier im Sinne von prägend als Kapitel beendend. Skinny Puppy verfolgte ich eigentlich von Anfang an aber das hier war der Höhepunkt. Für mich war klar, danach konnte nichts besseres auf dem Gebiet mehr kommen, zumal da zum direkten Vergleich schon Acid und House um die Ecke kamen, die für mich das Update darstellten.


808 State – Newbuild



1988 gab es so viele prägende um nicht zu sagen bewußtseinsverändernde Platten. Acid pumpte Woche für Woche neues Hirnfutter raus und das korrelierte perfekt als Soundtrack für meine Cyberpunkliteratur damals. Newbuild war dann aber die Krönung und hievte Acid nochmal in eine andere Dimension, ich kann mich noch gut erinnern wie das nonstop auf meinem Walkman lief. Ich hatte die Zukunft der Musik entdeckt, es war wie “das wollte ich doch schon immer hören!” Und gleichzeitig wußte ich was mich an Industrial der letzten Zeit genervt hatte, endlich elektronische Musik ohne diesen kopfigen Überbau


Chemical Brothers – Exit Planet Dust



1995: Eigentlich nur das erste dieses Doppelalbums. Ich war genervt von den Dogmen des Techno, während nebenan Drum & Bass eine Soundgrenze nach der anderen einriss, aber eben nicht wirklich kompatibel zu meinen Technosets war. Dann entdeckte ich die Exit Planet Dust, insbesondere Fuck Up Beats, Chemical Beats und Three Little Birdies Down Beats und war fortan auf der Suche das mit Techno zu verbinden


Various Artists – Grime



2004: Nachdem die Breaks mal wieder tot waren gab es noch einen kleinen Nebenausläufer namens Breaksgarage, der unter 2 Step unterschwellig brodelte, aber 2003 war der auch versiegt und ich dachte schon das war’s jetzt mit den Breaks. dann kam 2004 Grime und Dubstep auf, ich versuchte das zu verfolgen, aber die Releases waren nur spärlich zu finden, als dann diese Compilation auf Aphex Twins Label erschien war ich hooked, wie man so sagt und in Folge immer auf der Suche nach Sachen aus der Richtung, Breaks und die Welt wiedermal gerettet und das Hardcore Continuum fortgesetzt.




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