Lange ist es her das ich die letzte Raveline in der Hand hielt, für mich war diese Mischung aus Disco Boys, Kröcher und Novykolummne in der er Namedropt und über Laptop DJs lästert während er mit CDs auflegt nicht sonderlich interessant und fragte mich schon lange für wen diese Mixtur noch relevant sein sollte. Zudem, was mich bei Musikjournalismus interessiert ist Tiefe und das da jemand mehr weiß als ich, nicht das ein Thema erst Thema wird wenn alle schon drüber Bescheid wissen und dann halt auch mal was in Print darüber kommt, was man sonst schon allerorten lesen konnte. Oder wo wurden von der Raveline schonmal Talente entdeckt, Künstler vor ihrem Aufstieg gefeatured oder gar über Trends berichtet, bevor sie welche waren, auf die Gefahr hin auch mal falsch zu liegen, aber zumindest mal Kontur gezeigt zu haben? So hatte das alles etwas von einer Techno Bravo, was vielleicht für Einsteiger interessant sein mag, aber auch die werden sich heute schon andernorts billiger und besser informieren.

Dann kam vorletzte Woche über Facebook bei mir das Gerücht an, das die Raveline insolvent sei, was mich ob des oben gesagten nicht sonderlich verwunderte und ein wenig Recherche brachte dann auch die Insolvenzmeldung ans Tageslicht. Letztlich hat wohl eine Steuernachforderung von 800.000 Euro das Genick gebrochen, so kolportieren es zumindest einige News. Das wiederum wundert, denn entweder hat man es da mit amoklaufenden Behörden oder mit absoluter Nullcheckerei von Buchhaltung zu tun, was bei einem Verlag dieser Größenordnung eher ungewöhnlich sein sollte, aber nicht völlig undenkbar wäre. Andere munkeln das man sich mit Raveline TV überhoben hätte, wobei ich mich frage wieso so ein Format heute überhaupt noch was kosten soll. Amüsant fand ich den Einwurf, das ja schliesslich Jürgen Laarmann seit ein paar Ausgaben dort eine Kolummne hätte und man ja um seinen negativen Midas Touch, was Magazine angeht, wisse.
Dabei fing alles mal so niedlich an, damals als Claus Pieper und Kai Uwe Müller mit einigen anderen das Ding starteten. Ok, der Name Raveline hat von Anfang an nicht gerade durch Orginalität geglänzt, aber ich fand das damals noch kostenlose Heft ganz ordentlich um auch mal eine andere Perspektive als die frankfurter oder berliner Sicht auf das Ding called Techno zu sehen. Und irgendwie hatten die auch anders gewirtschaftet, spätestens wohl als dieser Lolo einstieg, der Typ mit dem etwas komischen Lebenslauf und Leumund, aber hey, wie gesagt, andere Gegenden andere Handhabe.
Dann vierliert sich aber auch schon meine Sicht auf die Raveline, erst wurde sie kostenpflichtig und dann kam dieser Poison Club und Tribehause Lokalkolorit da rein, also alles eher trancig (heute sagt man wohl progressive dazu) und glatt und dann wurde es irgendwie ganz beliebig, keine Linie für mich erkennbar, das was verkauft oder verkaufen soll, per Anzeige redaktionelles gekauft und an den Mann gebracht, so wie es leider im Musikjournalismus viel zu häufig vorkommt und einer der Hauptgründe warum ich immer wieder sage das in dem Bereich Print am totesten ist.
Etwas schäbig fand ich dann schon, das auf der mittlerweile abgeschalteten Website trotz der Insolvenz noch immer zum Voten für den Jahrespoll aufgerufen und Gewinne versprochen wurden, obwohl spätestens seit dem 1.12. klar war das da nix mehr ging, die Zeit hätte man stattdessen fairerweise nutzen sollen um seine Leser aufzuklären warum sie ihr Heft aus dem bereits bezahlten Abo noch nicht haben. So eine Behandlung der eigenen Klientel läßt den Verlust dann natürlich noch weniger schmerzen.
So fatal und fies das für die Beteiligten und Mitarbeiter jetzt sein und klingen mag, aber wenn man sieht das De:Bug und Groove weiterhin existieren ist das eigentlich ein gutes Signal, denn das diese beliebige Overground Berichterstattung sponsored by Energydrinks und gekauftem redaktionellen Content, auf die ein BWLer sicherlich eher gesetzt hätte als auf die im Gegensatz dazu doch oftmals eigensinnigen oder von außen besehen eher schrulligen Konzepte der überlebenden beiden Magazine und die Raveline es eben nicht geschafft hat sich damit langfristig Relevanz aufzubauen und am Markt zu behaupten, kommt mir und meinem Technoverständnis eigentlich nur entgegen, auch wenn es mir letztlich um die Bringmann & Kopetzki Seite natürlich leid tut.




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