DIe Sache mit der alten Tante GEMA, die vielleicht irgendwann mal eine fesche Braut für Musikschaffende war und heute nur noch als keifende alte Vettel wahrgenommen wird, die sie ja in vieler Hinsicht ja auch ist. Sei es als Mitglied, als Musikkunde, als Veranstalter, als Künstler oder lediglich Youtube Gucker, jeder hat sein Kreuz mit dieser Dame mit der verschrobenen Realität aus einer anderen Zeit. Selten das man nur in einer Rolle steckt in der man mit der GEMA zu tun hätte und je mehr sich die Rollen häufen, desto ärgerlicher wird das.

Ich mußte da in den 90ern rein als ich mich zu einem Majordeal verpflichtete und es war schon damals ein Kreuz, aber so richtig angepisst war ich erst, als ich damals zu Bloganfangszeiten erfuhr das ich z.B. für Streams meiner eigenen Tracks trotz Mitgliedschaft auch noch zahlen sollte, obwohl ich daran exakt Null verdiente. Was mich von Anfang an nervte war, das man sich nicht projektbezogen dort anmelden kann, sondern eben alle Projekte automatisch an die GEMA abgeben muß. Ganz oder gar nicht, das mag zu Zeiten von Roy Black oder Beatles noch gepasst haben, heute ist das ein dämlicher Anachronismus der zeigt, wo in etwa diese Institution stehen geblieben ist. Dabei wäre das bei der Größe der GEMA, den Einnahmen und der relativ geringen Anzahl der Mitglieder, man spricht von ca. 64.000, heutzutage logistisch wirklich kein Aufwand, aber so richtig angekommen im Computerzeitalter ist man dort ja auf diversen Ebenen bekanntlich immer noch nicht. Egal ob man nun selber Mitglied ist und an den Tarifen und Hierarchien verzweifelt, es gibt z.B. ordentliche und außerordentliche Mitglieder, lediglich die ordentlichen sind stimmberechtigt und das sind ausgerechnet die, die das meiste Geld einbringen und daher natürlich an zeitgemäßen Änderungen das wenigste Interesse haben. Dazu mal ein paar Zahlen: Einnehmen tut die GEMA pro Jahr ca. 850 Millionen, bei ca. 60000 Mitgliedern, die meisten sind sogenannte “angeschlossene Mitglieder” in etwa Zahlvieh ohne Mitbestimmungsrecht, dazu kommen ca. 6400 “außerordentliche Mitglieder”, aus deren Reihen dürfen 34 Stimmen deligiert werden und dann noch die ca. 3400 “ordentlichen Mitglieder”, alle stimmberechtigt und mit 64% der Ausschüttungen von ca. 736 Millionen, denn ca. 15%, geht für Verwaltung drauf. 64% von 736 Millionen sind 471040000 €, also pro ordentliches Mitglied durchschnittlich 138541 €, während sich der Rest mit den vergleibenden 36% von 264960000 abfinden darf, das wären dann durchschnittlich 4416 €, wobei die wenigsten der angeschlossenen Mitglieder überhaupt etwas sehen dürften.
Aber der undurchsichtige Tarifdschungel ist auch der Horror derjenigen die an die GEMA zahlen müssen, also Veranstalter, Organisationen etc. Hier zeigt sich dann auch schnell inwieweit zeitgemäß und künstlerfreundlich diese GEMA heute noch ist, denn aufgrund dieses Tarifkuddelmuddels, gegen den sich Telefontarife wie Grundrechenarten im einstelligen Bereich ausmachen, gibt fast jeder schnell auf und zahlt die verdammte Pauschale, auf das eine Ruhe ist. Dumm nur das diese undurchsichtige Pauschale natürlich in den großen Topf kommt, aus dem dann die ordentlichen Mitglieder ihre eh schon gesicherte Existenz schöpfen.
Auch kurios, die Unterscheidung in U, wie Unterhaltungsmusik, und E, wie Ernste Musik, eine weitere Unterteilung der U Musik in entsprechende Sparten wie z.B. Rock oder Elektronik, so das die gezahlten Pauschalen in den entsprechenden Bereich zurückfliessen könnten, geht natürlich nicht. Ein Schelm der da an Absichten denken würde, zumal das Thema seit Jahren immer wieder auf’s Tablett kommt und in schöner Regelmäßigkeit versandet, abgeschmettert oder drumrum diskutiert wird.
Dabei hätte ich persönlich jetzt gar nichts dagegen das sogenannte E-Musik wie Klassik, Jazz, oder eben das was sonst noch darunter verstanden wird, weiterhin groß supportet wird, nur das ein E-Musiker, der auch nicht groß etwas anderes als ein U-Musiker macht, heute von seinen GEMA Leistungen noch ein akzeptables Auskommen haben kann, während der U-Musiker mit ein paar Cent abgespeist wird, während dieser aber wahrscheinlich mit seinen Auftritten und Releases dem E-Musiker das vergleichsweise angenehme Auskommen ermöglicht, dann läuft da was schief. Das dem so ist durfte ich erst letztens wieder von einem E-Musiker erfahren, der ab und an seine Dronekompositionen aufführt, der lebt fast von seinen GEMA Leistungen! Sowas gibt’s also auch noch, man muß denen nur eben ein E für ein U vormachen.
Aber damit hören die Kuriositäten ja noch lange nicht auf, wenn man sich die aktuellen Meldungen bezüglich GEMA und Youtube anschaut ist ersichtlich das die Mitglieder seit 2 Jahren auf Tantiemen aus dem Streamingbereich verzichten müssen, weil keine Einigung möglich ist, die GEMA behauptet das wäre im Sinne ihrer Mitglieder.
Noch so eine Posse die in jüngster Vergangenheit wieder an Aktualität gewonnen hat ist die GEMA-Vermutung, d.h. die GEMA hat das Recht davon auszugehen das bei einer Veranstaltung GEMA-Repertoire läuft und man muß als Veranstalter das Gegenteil beweisen, in Zeiten explodierender frei verfügbarer Musik unter CC ein Anachronismus. Die GEMA brüstet sich jetzt aber, das man irgendwann in Zukunft Playlisten online einreichen kann um das Gegenteil zu beweisen, 2011! Ich sag ja, bis die tatsächlich im Computerzeitalter ankommen, das muß wahrscheinlich die Natur mit der Belegschaft erledigen.
Meine Schlußfolgerung ist daher, das man sich als elektronischer Musiker ganz genau überlegen sollte ob man diesem Verein heute überhaupt noch beitritt. Solange man nur released ist m.E. Creative Commons der für alle Seiten bessere Weg, das Label muß keine horrenden Summen zahlen, die Musik ist für alle frei verfügbar und die Chance über die GEMA Geld zu generieren so verschwindend gering, das es sich um die paar Cent nicht lohnt, das ganze Procedere auf sich zu nehmen. Schade eigentlich, denn ursprünglich war das mal eine gute Idee, die leider irgendwo in der Steinzeit des letzten Jahrhunderts hängen geblieben ist, anstatt sich den neuen Chancen und Herausforderungen, die die Digitalisierung mit sich brachte, zu stellen belies man es lieber dabei die Besitzstandwahrungen des letzten Jahrhunderts beizubehalten. Meine Hoffnung das sich da zu Lebzeiten noch was zum besseren wenden wird tendieren gegen Null.




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