Dimitri lernte ich eigentlich schon lange vor Techno kennen und zwar beim zweiten oder dritten Atonal Festival, das er organisierte, so 83/84 und wo ich extra immer aus Wiesbaden anreiste. Da begab es sich das ein befreundeter Journalist ihn kurz interviewte und wir auch einen kurzen Plausch hielten. Als ich dann nach Berlin zog war das Fischbüro in Kreuzberg einer der angesagten Läden zu der Zeit und wenig später dann das Fischlabor, der Ableger im damals hippen Schöneberg, wo ich gleich um die Ecke wohnte. Musikalisch waren wir immer noch auf einer Wellenlänge, das war damals so elektronischer Industrial wie z.B. Clock DVA, von daher hatten wir dort auch bald wieder Kontakt. Das vertiefte sich als Acid auf der musikalischen Landkarte erschien und das Fischlabor sich zum ersten Treffpunkt derer entwickelte, die sich für diese Musik interessierten und aus allen möglichen Ecken konvertierten. Dieser Umstand erklärt vielleicht auch warum der Berliner Techno von je her immer mit einer Prise Punk und Industrial daher kam. Bald wurde das Fischlabor von der behäbigen 80er Bierbar auf Future umgestaltet und sah von innen dann eher einem plüschigen Raumschiff ähnlich. Sogar auf dem Klo lief das was man dann später Ambient nannte, eine Soundinstallation von TV Victor. Das Fischbüro beherbergte dann im Keller das erste UFO, den ersten Acidclub Deutschlands, der allerdings nur ca. ein Jahr Bestand haben sollte, da der Keller sowohl zu klein wurde, als auch die üblichen Nachbarprobleme dem Ganzen den Garaus machten. Dimitri und sein damaliger Partner Achim Kohlberger taten sich mit dem Vertrieb EFA in Berlin zusammen, wo sie auch ihr erstes Label Interfisch vertrieben, das den Wechsel ebenso von Clock DVA auf Acid erfahren hatte, und mieten einen verlassenen Pennymarkt in einem Hochhaus am Schöneberger Kleistpark an, welcher dann das zweite UFO wurde. Man hatte da zwar eine relativ schöne Zeit und wir erlebten quasi die Wende dort, aber auch hier gab es natürlich Anwohnerprobleme, weil der Lüftungsschacht die Bässe schön in alle Etagen trug. Was darauf folgte war der Tresor und ab da wird’s bunt. Zuerst einmal trennte sich Dimi von Achim, dann folgte der bis heute andauernde Ausflug ins Gastrogewebe. Den Anfang machte die Markthalle in Kreuzberg anno 94, und wie es der Zufall so wollte wohnte ich zu dem Zeitpunkt auch wieder gerade um die Ecke, die Schnitzel sind bis heute mit die besten und größten die die Stadt zu bieten hat. Dann noch der Goldene Hahn, eine Broilerbräterei der gehobenen Klasse und in einem der beiden Etablissements waren dann Freitag und Samstag auch meistens die angereisten Tresor Gastdjs zum Essen eingeladen. In der Markthalle liefen auch die Geschäftsstränge des Tresor zusammen, Booking, Buchhaltung und Label wurden ein Stock höher gemanagt. Mitte der 90er kam dann noch der Schwaren Raben in Mitte dazu und dann noch die Trompete zusammen mit Ben Becker am Lützowplatz. Dabei eben auch immer noch Tresor, mit all seinen Ups und Downs. Dimitri galt bei Freunden und Mitarbeitern immer als, naja, sagen wir mal unstet, die Idee von gestern konnte morgen schon wieder einer neuen, besseren gewichen sein und dann stand man da mit seiner halbfertigen Sache. Ich hatte mit Tilman mal einige Ideen für den Tresorkeller, Dimi war sofort genauso begeistert wie wir beide und wollte das wir sofort damit anfingen- allerdings auf unsere Kosten. Ein andermal drückte er meiner damaligen Freundin und Tilman einfach Geld in die Hand um deren Idee von Camoklamotten zu supporten. Ich steckte jetzt nicht so in seiner Gastrosache drin, denke aber das hat sich da nicht groß anders verhalten. Wenn einer eine Vision hat war er immer sehr angetan, weil er selber ein Visionär ist. Als der Tresor geschlossen wurde saß ich mit ihm im Tresorgarten und er erzählte mir das er alles Interieur noch wegschaffen lassen will, um es zu bunkern, falls es die Möglichkeit gibt den Tresor 2 mal irgendwo aufzumachen. Wir stritten fast, weil ich darauf beharrte das gerade der Tresor von der Location lebte und ich mir nicht vorstellen konnte das das an anderer Stelle zu wiederholen sei. Nun, dann kam tatsächlich der neue Tresor und Dimi sollte mit seiner Idee recht behalten, zwar ist der neue Tresor anders, wie es zu einer 2.0 Version gehört, aber er existiert und die Schließfächer und Gitter sind da drin.
Vielleicht geht ja seine andere fixe Idee irgendwan auch mal so auf, seit Anfang der 90er lag er mir nämlich mit der Idee des hölzernen Trojanischen Pferds in den Ohren, das per Menschenkraft bis zum Vatikan gezogen werden soll, allein die Kosten sind so übermenschlich wie der Kraftakt, aber wie man an seinen anderen Unternehmungen ersehen kann, der Mann hat Ausdauer und Penetranz, ich würde nicht ausschließen, das er damit nicht doch irgendwann mal um die Ecke kommt.




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