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> [Tanithblog] Thema der Woche 202: Sample-CDs – Mit zu einfachen Mitt
TB-team
Beitrag 29 Apr 2013, 23:05
Beitrag #1


der sheriff
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Ich weiß doch auch nicht ob diese Sichtweise eher der Altersmilde oder dem Fatalismus zuzuschreiben ist, aber ich sag mal so: mir ist es egal wie ein Hit entstanden ist der mich kickt, ob da einer 1000 Meter Kabel verlegt um seine Modulkisten zu patchen oder ob einer es schafft mittels Samples von Cds einen Hit zusammenzupatchen, der Kunst ist es sicherlich auch egal womit sie erlangt wird, Hauptsache ich höre es nicht raus. Allerdings gehe ich mal davon aus, das mittels dieser neumodischen Construction Kits, aus denen Sample CDs heute vornehmlich bestehen, eher keiner gelandet wird, oder es endet eben wie beim Klangkarussel, indem so etwas nachträglich rausgefunden wird und alle etwas peinlich berührt sind, der Kunde weil er drauf reingefallen ist, das Label, siehe Kunde, der Künstler, weil shit, doch noch rausgekommen. Wobei ich das Skandälchen um deren Sonnentanz nicht so wirklich kapiert habe, ich meine, das hört man doch, das klingt doch nach typischem Construction Kit?
Um die Sample CD aber per se zu verteufeln reicht das nicht, da gibt es wirklich Kleinodien die ich nicht mehr missen möchte, die stammen allerdings meist aus der Anfangszeit des Mediums und manche nahmen sich auch Freiheiten heraus die heute schlichtweg nicht mehr möglich wären, weil höchst illegal. So sämtliche Hardcorestabs aller noch so skurillen Jungleplatten samt schlecht gesampelten Beats, die eh schon geklaut waren, mit Knacken vorne und hinten aus dubiosesten Quellen und mit jedem Revival werden plötzlich uralte, aber mittlerweile selten gewordene Klassiker des Sample CD Gewerbes plötzlich wieder soviel wert wie die Vinyloriginale von denen sie abgesampelt wurden und man kann auch richtiges Sample CD Digging betreiben, wie ich z.B. als ich mal versuchte zwei 2Step Sample Cds Jahre später zu ergattern, was dann zwar irgendwann für nur 5 € das Stück tatsächlich klappte, aber die investierte Zeit und das Porto aus Neuseeland waren ein solcher Wahnsinn, das man das nur als Liebnhaberei durchgehen lassen konnte.
Ich glaube die goldene Zeit der Sample CD ist spätestens seit diesen Construction Kits vorbei und seitdem jedes noch so kleine Genre innerhalb kürzester Zeit mit diesen totgeschissen wird. Es fing mit Minimal an, wobei gibt es etwas oxymoronischeres als ein Minimal Construction Kit? Bei Dubstep war es dann spätestens lächerlich und neuerdings werden mir per Spam ständig Trap Construction Kits angeboten, also schon bevor der Trend überhaupt so richtig gebreakt hat, gibt’s schon das Malen nach Zahlen dafür, crazy!
Dabei frage ich mich schon, wer hat Spaß an sowas, also einen mitgelieferten mp3 Demotrack per sequenzergerechter Happen nachzubauen? Für viel mehr taugen diese doch sehr spezialisierten Kits nämlich nicht.
Ich möchte daher die Sample CD nicht als Ganzes verurteilt wissen, dafür ist das Feld zu weit und fängt mit oben erwähnten dubiosen Quellen an, geht über abgesampelte Steinways und sonstige altehrwürdige Instrumente und Orchester weiter bis zu eben diesen unsäglichen Construction Kits. Aber wer weiß ob da nicht irgendwo ein Genie schlummert, der aus solchen Konserven nicht auch ein kollossal leckeres Gericht fertigen kann. Den Unterschied macht am Ende ob eine Guttenbergiade oder ein burroughsches Cut Up dabei heraus kommt, die Wege sind sicher ähnlich, aber die Ergebnisse fulminant unterschiedlich und in anderen Kunstgattungen sind wir mit der Akzeptanz vorgefundener Materialen schon um einiges weiter als in der Musik.
Sicherlich ist mir auch das Argument bekannt, das Techno immer darum ging neue Töne zu erfinden, nur wann habe ich da den letzten neuen Ton gehört? Wenn Techno dadurch tot wäre, das mittlerweile doch eher aus dem Fundus der gefundenen Töne gefischt wird, ist er auch nicht toter als jegliche andere Musik auch. Bei House z.B. ist das noch viel offensichtlicher, da geht quasi kaum noch was tonal neues, House klingt nach House durch den gefundenen Tonwerte Kanon, der sich bis über das Arrangement erstreckt. Änderungen sind da zwar möglich aber selten. Die ganze Sache der elektronischen Tanzmusik funktioniert nicht erst seit gestern mehr als Update, denn als Revolution. Von daher ist eine Sample CD nicht unbedingt abwegig und bei der Menge an Tönen die per Sample erhältlich sind, da nehmen wir einfach mal ehrlicherweise noch die mitgelieferten Presets und Samples der aktuellen Maschinen mit rein, ist es rein statistisch gesehen auch eher müßig das Rad neu zu erfinden, anstatt es zu verbessern.




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