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> [Tanithblog] Thema der Woche 149: Die Unterschiede beim Auflegen frühe
TB-team
Beitrag 24 May 2011, 19:52
Beitrag #1


der sheriff
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Thema der Woche 149: Die Unterschiede beim Auflegen früher und heute im Hinblick auf das Publikum
Eigentlich könnte man meinen gar nichts, lediglich die Namen der Publikumswünsche haben sich geändert, ist aber Quatsch denn keine Nacht und kein Publikum ist wie das andere und natürlich gibt es Unterschiede. Während das Publikum der Aufbruchsjahre meist schon eine musikalische Sozialisation vor Techno durchlebt hatte, hat man es heute oft mit Leuten zu tun, die schon mit elektronischer Musik groß geworden sind, vielleicht sogar zu solcher gezeugt wurden. Und während das Publikum früher froh war die Dissenkultur davor hinter sich gelassen zu haben ist die Technofeierei heute ein tradierter Standard mit, nun ja, Standards. Die Phase wo neue Dekos, Setups und Settings getestet wurden ist weithin vorbei, man hat erforscht und erfahren was funktioniert und das wird eingesetzt. Das hat seine Vor- und Nachteile.

Knicklichter und ähnliche Acessoires z.B. sieht man heute eher selten, der nicht nur musikalische optimistische Futurismus mit cyberpunkähnlichen Verkleidungen der frühen Tage ist einem Pragmatismus gewichen, der einem zwar versichert das elektronische Musik im Alltag angekommen ist, aber das naive Experiment, das freilich auch leicht over the top gehen konnte, ist dadurch natürlich auch weg. Für den DJ hat sich dadurch auch einiges geändert, dort ist ebenfalls die Experimentierphase zwangsläufig einer gewissen Routine gewichen, die offensichtlich gewünscht ist und daraus resultiert das sich eben Normen etabliert haben, Techno oder elektronische Musik in ihrem Wesen und wie sie gefeiert wird ist eben auf gewisse Weise durchformuliert und korrelliert mit einer verständlichen Erwartungshaltung, die die Erfahrungswerte von über 20 Jahren nunmal so mit sich bringen. Ich hatte z.B. noch 1995 die Afterhours im Tresor mit 1-2 Stunden atmosphärischem Drum & Bass begonnen bis es dann wirklich losging, im heutigen Kontext eher nicht so möglich, außer auf Special Events wo sowas ausdrücklich auf die Fahnen geschrieben wird.
Mit dieser Erwartungshaltung einher gehend kam wohl auch diese Idee des DJs als Dienstleister zustande, also das ein DJ ein Handwerker ist, der dazu da sei Erwartungen zu erfüllen, was ich ja ganz entschieden ablehne. Das mag im Großdissenkontext passen, in der elektronischem Musik will ich diese Freiheitsberaubung jedoch nicht hinnehmen und tue mich auch schwer mit Kollegen die sich so verstehen. Sowas langweilt, lässt Überraschungen vermissen und tut der Sache keinen Gefallen, weil es dann keinen Fortschritt mehr gibt.
Nicht zu unterschätzen ist natürlich auch der Einfluß des Internet, während die frühe Generation hauptsächlich auf Mixtapes, Magazine wie Frontpage und Groove und Mundpropaganda zur Informationsbeschaffung angewiesen war, hat man heute gemeinhinein viel informierteres Publikum vor sich, dessen Begeisterungshürde um einiges höher liegt als zu Zeiten als fast alles neu war. Was nicht heißen soll das die Begeisterung fehlt, lediglich das Wowlevel ist definitiv ein höheres heutzutage.
Für jemanden der in den 90ern seine 3 Tage wach Phase hatte ist weiterhin bemerkenswert, das es diese nach wie vor gibt, aber die Kräfte wesentlich dosierter eingesetzt werden. Woran diese Entschleunigung liegt habe ich allerdings bis heute noch nicht schlüssig eruieren können.






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