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> [Tanithblog] Thema der Woche 138: Generation Tekkno im Wandel der Zeit
TB-team
Beitrag 8 Mar 2011, 23:31
Beitrag #1


der sheriff
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Das Techno Generationen hat bemerkte ich als langjähriger Mitgestalter spätestens daran, das es irgendwann Leute gab, die einen gar nicht kannten, etwas das bis zu einem gewissen Zeitpunkt eigentlich unvorstellbar war, weil mehr oder weniger jeder jeden kannte. Aber wie will man die Generationen auseinander dividieren? Eine Clubgeneration hält vielleicht 5 Jahre, ist aber nicht gleichbedeutend mit einer Technogeneration, wie will man die auseinander dividieren? Wenn man Techno und seine Ausprägungen mal so Revue passieren läßt, dann ist da in 20 Jahren schon rein äußerlich eine Menge passiert. Nehmen wir einfach mal die Outfits, vom Adidasraver mit Zipfelmütze der Frühneunziger, über den modebewußten Mecca/Sabotage/DP tragenden Raver der Mittneunziger bis zum Antenne Brandenburg Raver mit absurd weiter Schlaghose und Stachelkranzfrisurder Endneunziger, bei der ich mich bis heute frage woher die Mode kam und wieso? Dazwischen gab’s dann noch Lokalkolorit wie die Indianerschmuckträger, Goatypen etc, aber mit der Milleniumswende war’s dann auch irgendwie aus mit der Klamottendistinktion. Während man in den Anfangstagen noch in etwa erkennen konnte für welchen Club oder welche musikalische Ausrichtung eine Mode stand wurde das durch das Jahrzehnt hindurch schon verwässerter und spätestens beim Return des Palituchs und dem Mitteschal in diesem Jahrtausend war’s dann ganz vorbei, das ein Attribut für irgendwas stand.

Soweit die Äußerlichkeiten. Musikalisch wird das in Generationen einteilen dann noch schwieriger und beim heutigen Gewusel kann man noch nicht mal am Alter erahnen ob der ältere Typ da in Minimal seinen musikalischen Frieden gefunden hat oder ob der jüngere durch Techno sozialisiert wurde, der eine ist 40 und hat Techno jetzt erst enrtdeckt, der andere 23 und kennt Techno in und auswendig, weil schon sein älterer Bruder, oder gar Vater?, infiziert war. Auch musikalisch läßt sich Techno also nicht zuverlässig in Generationen einteilen, trotzdem erfährt man als DJ einen Wechsel der Zeiten. Techno hat sich über die Jahre extrem verändert, Professionalisierung, Bildung einer eigenen Historie, Veränderung des Feierverhaltens um nur ein paar Parameter zu nennen, nur kann man es eben nicht an Generationen festmachen. Die Umstände sind andere geworden und darauf hat sich Techno und die Kultur drumrum eingestellt und reagiert, irgendwie auch ein Zeichen dafür, das die Sache immer noch lebendig ist. So haben die Generationen Trends entwickelt und wieder untergehen lassen, von Gabber bis Bonzai, von Vocalhouse bis Electroclash, aber der olle Techno mit seinen Wurzeln ist einfach nicht tot zu kriegen sondern morpht und windet sich durch die Zeiten und präsentiert sich immer wieder zeitlich so angepaßt, das es scheinbar gar keiner neuen subkulturellen Revolutionen im elektronischen Musikbereich bedarf, an denen man dann sowas wie eine Generation immerhin festmachen könnte. Gefeiert wird immer noch so wie vor 20 Jahren, nur eben im geupdateten Zuständen und Möglichkeiten, wenn etwas Neues passiert oder nötig ist, ist Techno mittlerweile auch nicht darum verlegen das zu assimilieren, man höre sich aktuelle Produktionen auf z.B. Sandwell District, CLR, Stroboskopic Artefacts oder Fachwerk an und wird sowohl Altes, als auch Neues darin entdecken und wiederfinden können. Heute treffen alte Helden wie Regis und Adam X musikalisch auf junge Hüpfer wie Orphan 101 oder Addison Goove, die gerade mal so alt sind wie Techno selbst, und klingen als hätten sie frühen Techno oder Dancemania Platten schon mit der Muttermilch aufgesogen, trotzdem klingt es nicht retro oder zitiert, same goes with the Crowd. Man weiß nicht, ist die wegfallende Distinktion der Grund dafür, das die Generationen weiterhin kompatibel bleiben oder die Vermischung der Generationen ein Grund für den Wegfall derselben? Techno an sich ist älter und ruhiger geworden und die BpMs sind runter gegangen, aber egal ob neue oder alte Generation, die sind den Weg mitgegangen und in seinen Ecken haben auch die immer noch Platz, die irgendwo hängen geblieben sind oder neu dazu kamen aber lieber in der entsprechenden Nische ihren Platz fanden, dort wie Urzeitamphibien in irgendeiner nichtbeachteten Höhle überleben um dann beim nächsten Evolutionsstep vielleicht wieder relevant mitmischen zu können.
Für mich und meine Rolle als DJ ist genau das mit das entscheidenste warum ich das immer noch, und zwar gerne, mache, am Ball bleiben und mitkriegen wie sich alles ändert und doch irgendwie gleich bleibt ohne dabei uninteressant zu werden. Was wieder hochgespült wird, aus welcher Ecke die nächste Innovation anrollt und wie das Publikum diese annimmt, sich dabei ändert und auch doch gleich bleibt.






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