[Tanithblog] Thema der Woche 128: Vermisst Tanith seinen 90er Status a Einstellungen

[TB-team]

Ehrlich gesagt, nein und das hat Gründe. Zuallererst mal, als ich mit dem Djing anfing hatte weder ich, noch sonstwer damit gerechnet, das der Job irgendwelche Starqualitäten inne hätte, man ist da langsam reingewachsen worden und ich habe mich nie als Techno-Star empfunden, von daher kann ich den Status also auch gar nicht vermissen. Desweiteren hätte ich heute weder Lust noch Motivation diesen Zirkus auf die Weise mitzumachen, wie das wohl nötig wäre um diesen Status zu halten. Ich war über 20 Jahre an der Front, mit bis zu 4 mal Auflegen pro Woche, rumreisen und was sonst noch alles dazu gehört, das will ich mit Sicherheit nicht mehr.
Natürlich hätte ich nichts gegen das Geld das damals geflossen ist, schlieslich habe ich jetzt Familie und da kann man jeden Cent gebrauchen, andererseits: eben, ich habe Familie und die will und soll etwas von mir haben. Das ich durch die Welt jette während Frau das Kind groß zieht und das Kind mich kaum kennt weil nur ein paar Tage im Monat zuhause, kann ich mir nicht vorstellen und wäre auch nicht meine Idee von Familie.



Trotzdem bin ich natürlich froh das ich erleben konnte was ich so als vermeindlicher Techno-Star erfahren durfte und das sind eben nicht nur die Glanzzeiten des Bizz. Das glamouröse DJ-Leben sieht nämlich von innen besehen oft gar nicht so doll aus, seien es die ganzen Reisen, die einem mit der Zeit schon auf den Sack gehen können – das hunderste mal Flieger ist dann auch kein Unterschied zur U-Bahn mehr. Interviews können auf Dauer sehr langweilig sein, insbesondere wenn sie mit einem Gegenüber stattfinden, das sich null vorbereitet haben und zum hundersten Mal die gleichen Fragen gestellt werden (Wann/wie hat das mit dem Auflegen angefangen? Wie ist die Berliner Szene so? Spielst du lieber Raves oder in kleinen Clubs? Deine alltime Top 5?). Das Menschen einen vergöttern ist ja schon abstrus genug, aber das das dann meist aufgrund eines Images passiert das doch sehr eindimensional gerät und in dem man sich kaum wieder erkennt macht die Sache auch nicht weniger irritierend. Man lernt dabei allerdings eine Menge über Menschen wenn man beobachtet wie andere einen behandeln wenn sie meinen man hätte Starstatus inne, aber noch viel interessanter ist es zu sehen, wie sich teilweise genau dieselben verhalten, wenn man diesen Staus nicht erfüllt und damit sieht sich nunmal jeder in dieser Branche früher oder später konfrontiert. Veranstalter die einen zigmal buchten und sich als beste Kumpel andienten werden mit einem mal ganz zickig, wenn man nicht zum dritten mal in Folge den Besucherrekord bricht und kennen einen dann irgendwann gar nicht mehr weil es mal gar nicht voll werden wollte, auch wenn man aus freien Stücken auf einen Teil der Gage verzichtet hätte. Dazu noch vermeindliche Freunde, die einem vornerum den Bauch pinseln und hintenrum häßliche Gerüchte in die Welt setzen. Mitstreiter die einem hinterücks bestehlen lassen, am Stuhl sägen um eigene Karrieren oder Interessen zu verfolgen etc pp. Nein, dahin will ich nicht zurück, zumal nicht anzunehmen ist, das es in diesem Haifischbecken gemütlicher geworden ist.
Kurz, mein momentaner Status reicht mir vollkommen, ist ehrlicher so und ich könnte mich auch geschmacklich gar nicht so verbiegen, das ich im aktuellen Mainstream oben mitschwimmen wollte. Mein Bestreben war es nie diesen Status lebenslang zu halten oder überhaupt das ganze Leben mit nur einer Beschäftigung zu verbringen, da hätte ich ja auch eine normale Karriere verfolgen können.
Dies gesagt möchte ich anmerken, das ich mal wieder auf der Suche nach einer Booking Agentur bin, denn meine 3-4 Gigs im Monat habe ich schon noch ganz gern.






View the full article