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> Interview mit George le Nagelaux
Neo
Beitrag 7 Oct 2009, 17:37
Beitrag #1


schnuffi
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Jeder der zwischen 2003 und 2006 im Wiener Nachtleben unterwegs war, kam nicht drum herum George le Nagelaux in Action zu sehen, egal ob im pinkfarbenen Hasenkostüm auf der Flex Bühne oder im Terminator Outfit sonst wo (by the way ich glaube immer noch fest daran das er das tragen von dunklen Sonnenbrillen im Club wieder Hipp gemacht hat). Trotz der großen Stille um ihn in den letzten Jahren gehört George mit seinen 23 Lenzen noch lange nicht zum alten Eisen und das beweißt er vor allem mit seinem Haus & Hof Label Technopassion. Das soll aber nicht alles sein, die ersten Schritte in Richtung Literatur wurden schon gemacht, man darf also gespannt sein was da alles noch kommt.
Herzliches Dankeschön an Roman & George für das Interview!





Anlässlich des Gigs von George le Nagelaux am 30.10. am Slide Club im hat er sich die Zeit genommen und uns ein Interview gegeben:

Mit TechnoPassion bist du der Betreiber des derzeit wohl erfolgreichsten österreichischen Elektroniklabels und auch einer der fleißigsten Produzenten des Landes geworden und das, trotz aller Unkenrufe, mit einem Sound der alles andere als im Kurs zu liegen schien. Wie fühlt man sich mit diesem Erfolg?

Gestresst (lacht). Nun ernsthaft: Es ist natürlich ein sehr gutes Gefühl wenn jahrelange Arbeit endlich Honorierung findet und man aus allen Ecken der Welt positives Feedback bekommt. Und im Trend liegen ist eine Sache, zeitlose, anspruchsvolle Musik zu machen eine andere. Detroit-Techno wie ich ihn fabriziere gab es immer und wird es immer geben. Diese Musik hat seit je her ihre Anhänger und solche Produktionen haben eine größere Halbwertszeit als jede Platte die nur des momentanen Hypes wegen hinausgeschossen wird. Es hat sich anhand der Vinyl-Verkaufszahlen auch erwiesen, dass Musik welche sich abhebt auch viel öfter über den Ladentisch geht als jede Platte die genau klingt wie der Rest der breiten Masse der derzeitigen Veröffentlichungen.

Auf TechnoPassion releasen, neben dir, viele der größten Technostars wie D.A.V.E. The Drummer, Ignition Technician, DJ Misjah oder Axel Karakasis um nur einige zu nennen. Viele fragen sich wie du diese Top-Acts auf dein Label gebracht hast?

Diese Künstler muss man vor allem mit einem überzeugen: Guter Musik. Für jemanden wie einen DJ Misjah, der schon alles erreicht hat was man erreichen kann in der Welt elektronischer Musik, macht es keinen Unterschied ob er einen Remix mehr oder weniger released. Wenn man gut produzierte, authentische Musik mit Herzblut macht, überzeugt das am meisten. Es hat sich auch gezeigt, dass ich zu vielen Künstlern die ich sehr schätze, auch privat einfach einen guten Draht habe. Wenn man musikalisch auf der gleichen Wellenlänge ist, ergibt sich der Rest schon von selbst. Natürlich ist ein gutes Konzept und professionelles Auftreten auch von hoher Relevanz. Wenn man international an den Start gehen will ist man einfach abseits der szeneüblichen Freunderlwirtschaft und man tut gut daran die Gepflogenheiten der Geschäftswelt zu kennen.

In deiner Anfangszeit kannte man Dich vor allem als Dauertänzer und passionierten Partyveteranen. Derzeit ist, außer deinen ständigen Releases, nicht mehr so viel von dir zu hören oder zu sehen wie früher. Woran liegt das, bist du vielleicht einfach älter und dem Techno-Lebenstil untreu geworden?


Dass ich mit 23 Jahren schon zu den Eingerosteten gehöre glaube ich nicht. Als Lebensstil sehe ich für mich vor allem allgemein den des Künstlers. Da ist Techno natürlich kein Widerspruch, aber ich finde mich z.B. in Thomas Manns „Tonio Kröger“ mehr wieder als in allem, was manch vermeintlicher Techno-Papst jemals von der Kanzel gepredigt hat. Wenn es mir möglich ist bin ich z.B. gerne in London. Nicht nur um meine guten Kontakte dort zu pflegen, sondern auch um das Tanzbein zu schwingen und das geht mit der richtigen Musik immer noch wie damals. Es ist auch nicht überraschend, dass England ein sehr wichtiger Markt für TechnoPassion ist. Der Grund dafür, dass ich hierzulande nicht mehr allzu oft in Erscheinung trete ist viel einfacher: Ich habe den Wandel der Zeiten genutzt um mich zurückzuziehen und den internationalen Labelstart vorzubereiten. Als Elektronik-Musiker kann man sich schlichtweg nicht nur auf Österreich konzentrieren, dazu ist dieses Land einfach zu klein. Ich habe meine Aufmerksamkeit mehr auf das Ausland gerichtet, was aber nicht heißt, dass ich Österreich zur Gänze hinter mir lassen will.



Gibt es etwas, was derzeit aus Österreich kommt, das du gut findest?


Meine Art von Techno ist hierzulande derzeit eben nicht sehr stark vertreten. Das finde ich aber im Grunde gar nicht so schlimm, so bleibt mehr Raum für mein eigenes Schaffen. Man hat mir ja oft musikalische Einseitigkeit vorgeworfen. Das waren aber meistens Leute, die nicht musikalisch vielseitig waren, sondern nur keinen eigenen Stil hatten und auf diesem Wege eine Ausrede dafür suchten, ständig ihr Mäntelchen nach dem Winde zu drehen. Dass Techno die Musik ist, welche mir wie keine Andere aus dem Herzen spricht und mich spirituell beschwingt, dafür kann ich nichts. Aber ich war immer schon und bin es auch jetzt für Musik offen welche nicht in meine Sets passt. So bin ich z.B. froh, dass CrisCo, nachdem Soundlab leider dem Konkurs von Soulseduction zum Opfer gefallen ist, mit Tjumy Records wieder ein Qualitätslabel im chilligerem Bereich in Östereich etabliert hat. Oder auch z.B. Peter Kruders „Visions Ltd“ ist eine Platte jüngeren Datums welche ich mir gerne zu Gemüte führe.

Wie auf der TechnoPassion Homepage angekündigt wurde, startet nächstes Jahr der ebenfalls von dir betriebene Verlag „sustine et abstine“. Laut Verlagsprofil (www.sustineetabstine.net) werden „Romane und kontemporäre Philosophie“ veröffentlicht werden. Dass du einen ausgeprägten Hang zum Schreiben besitzt, war schon seit langem sichtbar, werden wir auch etwas von dir zum Lesen bekommen und wie kannst du die beiden Felder Musik und Literatur für dich vereinbaren? Wirst du neben dem Verlag überhaupt noch genug Zeit für die Musik haben?

Ja eine der ersten Veröffentlichungen wird ein historischer Roman von mir sein, der, wenn ich das anmerken darf, alles andere als gehaltlos sein wird. Wenn ist es eher so, dass ich die Literatur für die Musik vernachlässigt habe und nicht umgekehrt. Literatur und Philosophie hat mich seit frühester Kindheit geprägt und mir war immer schon klar, dass ich diesen Weg einschlagen werde. Techno kam irgendwie auf wundersame Art dazwischen. Ich habe diese Musik gehört und wusste: „dass muss ich einfach auch noch machen“ und von da an gab es kein Zurück mehr. Für die Lebensplanung, welche ich mir in früher Jugend selber gemacht habe, kommt meine erste Buchveröffentlichung eigentlich einige Jahre zu spät, auch wenn jetzt viele sagen werden, dass man mit Anfang zwanzig doch im Grunde eh schon sehr schnell dabei ist, aber ihr wisst ja nicht was ich mir sonst noch so alles vorgenommen habe! (lacht). Die Welt der Bücher verkörpert das pure Rationale und Techno das Emotionale und Spirituelle. Für mich ergänzt sich beides wunderbar und beflügelt sich, denke ich, eher Gegenseitig, als dass es sich im Wege ist. Wenn ich von dem einem zu viel habe wende ich mich dem anderen zu et vice versa. Nur nichts tun, das geht gar nicht.

Und wie schaut es mit der Philosophie aus?


Wie gesagt, das Buch wird alles andere als gehaltlos (zwinkert). Und ja, ich habe auch abseits davon einige einschlägige Schriften in Arbeit. Was das anbelangt, möchte ich jedoch noch nichts verschreien.

Am 30.10. wirst du ja zusammen mit Schleifer auflegen. Auch ansonsten hat er ja offenbar einiges mit TechnoPassion zu tun. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und was können wir von euch erwarten?

Kennen gelernt haben wir uns, als Manuel (Schleifer) mich damals, als die TechnoPassion Nummer Eins für Furore gesorgt hatte, auf seine Party in Graz gebucht hat. Es war recht schnell klar, dass wir musikalisch vollkommen auf einer Wellenlänge sind und der Gedanke zusammenzuarbeiten hat sich schlichtweg aufgedrängt. Dass wir als DJ-Team gut funktionieren wurde auch schon bei mancher Gelegenheit unter Beweis gestellt. Was man künftig von uns erwarten kann sind einige feine Vinyl-Releases als Co-Produktion. Wer schon mal einen Schleifer-Liveact gehört hat, weiß, dass man sich darauf freuen kann.
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pol/tox
Beitrag 16 Oct 2009, 11:04
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da lacht der affe
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des kenn ich eh (IMG:style_emoticons/default/biggrin.gif)
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