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> CRAZY SONICS JAHRESBILANZ 2010, jährliche Wichtigtuerei meinerseits
Crazy Sonic
Beitrag 3 Jan 2011, 22:10
Beitrag #101


Hardcoreposter
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Was darf man sagen über das vergangene Jahr 2010 durch die Brillen des Elektronikers.
Aus Wiener Clubsicht war es das Jahr der Goldgräberstimmung: Unfassbar, wie viele Veranstalter in diesem Jahr ihr Glück versuchten. Egal in welchem Club, jedes Wochenende fanden sich internationale Topacts auf den Flyern und machten es den Weggehern richtig schwer.
Dazu kamen noch Grossveranstaltungen, die in Wien aber leider das Image des Solariums nie wegbekommen- egal ob mit Sven Väth oder ohne.
Der Nachteil dieses-teils übermotivierten- Wettbuchens ist eine merkbare Stagnation des Weggehverhaltens auf hohem Niveau. Es war alles schon da, alles hat man schon gesehen, mit nichts ist der Wiener noch zu überraschen. So kam es dann auch, dass so manches nicht so funktionierte wie erwünscht- auch weil Djs und ihre (auch in Wien ansässigen) Booker die Gagen in ungeahnte Höhen schraubten.
Das Rückbesinnen auf die Qualität der eigenen Kräfte hat wohl am besten Wiens charmante Clubneueröffnung "Market" geschafft, dort baut man verstärkt auf österreichische Talente.
Wenn die Soundprobleme einmal gelöst sind, könnte das Ganze eine runde Sache werden.
Am Gürtel ging ebenfalls die Post ab. Werk, Loft und Auslage sorgten gar für eine "Gürtelaffaire", der Susiclub sprengte alle Kapazitäten und selbst die Auslage überraschte mit fetten Bookings. Die "Camera" hingegen verboinkte sich zusehends in suburbanen Gefilden. Ein längst ausgestorben geglaubtes Publikum treibt sich dort herum und sorgte wohl auch dafür, dass das MNML das Weite suchte- und in der Camera als ANIMAL verbleibt.
Rund um den Prater war 2010 sicher das Epizentrum des qualitativen Weggehens. Die Pratersauna hat den 2009 losgetretenen Hype 2010 erfolgreich fortsetzen können. Vor allem im Sommer hat der Club auch definitiv seinen Charme. Die Idee des "Prater unser" Festivals half dem sicher ein Stück weiter. Auch sonst mangelt es den dortigen Kreativköpfen nicht an neuen Ideen, und wenn es dann kalt ist im Winter, macht man einfach 5,6, Floors auf, Berlin ist sowieso überall- und den jungen Modeafficionados war es egal, ob da mal irgendwas im NEWS zu lesen stand wegen irgendwelcher Besitzverhältnisse.
Das Planetarium-meine persönliche Lieblingslocation (ausserhalb des FLEX) schloss hingegen im Oktober seine Clubpforten, wohl für immer. Auch hier halfen Petitionen nichts, der Betreiber wollte das hippe Teil nicht mehr den Nachtschwärmern überlassen- sehr, sehr schade!
Und das FLUC? Ja, ich gestehe, ich war nie da. Mir schien es zu unauffällig 2010, ausser durch Ankündigungen einer "letzten" Nacht, siehe Resolut.
Was sicher fehlt in dieser Stadt sind andere kleine Festivals, auch tagsüber. Der einzige Versuch, dies zu etablieren, scheiterte zu Pfingsten an einem undefinierbaren Kraut und Rübenbooking.
Und selbst Wiens Schick- Clubs machten einen auf Underground: Hell in der Passage, Michel Cleis im Kinsky (das mit den 10 m2 Tanzflächen), Adam Beyer und Monika Kruse Im Volksgarten, auch das gabs 2010 in Hülle und Fülle. Nur das affektierte Publikum blieb und ist und bleibt zum Kotzen!!
Aus FLEXsicht bzw CRAZYrückblick lässt sich erfreut feststellen, dass der Club am Kanal noch immer die Nummer 1 bei den FM 4 Hörern geblieben ist.
Auch wenn die unfassbar nervtötende 4 Uhr Sperrstunde noch immer steht. 2011 kann es nur besser werden, Tendenz zu Gesprächen gibt es, wann und ob ein Durchbruch zu neuen 6 Uhr Ufern erreicht wird, bleibt offen.
Dennoch waren die Dienstage wieder Pflichttermin für viele Besucher. Klar, es gibt und gab Durchhänger, aber just die letzten Wochen zeigten, dass das FLEX ob seinen Vorteilen in Sachen Sound und Preispolitik immer noch sehr beliebt ist. Das Publikum wird zwar nicht älter, doch auch dies ist ein markantes Phänomen: Die Verjüngung der Szene, jeder gehört zu einer "Crowd", jeder dritte ist (Laptop) Dj und irgendwann machen wir alle eine Party.
Musikalisch schliesslich war das Jahr 2010 ein Jahr, in dem man ruhig und gelassen das machen konnte, was man wollte.
"House" regierte zwar ein wenig den Geschmackskalender doch verhedderte sich das Ding zusehends in Belanglosigkeit und Langeweile. Die Zeiten, in denen wir House entdeckten sind eben ewig her, das Aufwärmen alter Hits war 2010 ebenfalls megatrendig! Klar,es gab 2010 auch herausragende neue (House?)Produktionen, doch die Uniformität mancher Dj Sets ist schon erschreckend. Leider gibt es unter den Wiener Djs auch zu viele Nachahmer dieses Geklackeres.
Daneben ist die rüchwärtsgewandte "Elektro" (wissen die, die das hören denn, was Elektro ist) Schiene immer noch gross. Was dabei allerdings rauskommt, ist meist nur laut!!
Auch ist auffallend, wie sehr manche immer noch- aus Verweigerung-den alten Detroitopas hinterherrennen, um dann danach unendlich enttäuscht zu sein, dass auch die mittlerweile starr in ihren Laptop schauen und ihren Stiefel runterspielen.
Ob die von allen Medien hysterisch herbeigerufene Dubstep Revolution stattfinden wird, wage ich zu bezweifeln. Mir konnte ja immer noch niemand erklären, warum ich a) zu düsteren, melancholisch harten, ungeraden Beats, die einfach keine Sexyness aufkommen lassen oder b) zu cheesy poppigem 08/15 Gedöns, das mit weiblichem Gesäusel aufgefettet wird abtanzen soll und mich amüsieren muss. Das Schöne bei uns ist, dass nicht alles, was in England hip ist, 1:1 rüberschwappt. Aber man muss sich damit beschäftigen, um es nicht zu mögen.
Es gab in diesem Jahr auch einige Release von Wiener Künstlern: Patrick Pulsinger hat ein tolles Album gemacht, Ken Hayakawa sieht "Wien immer bei Nacht" und war auch sonst recht umtriebig. Laminat und Moogle sind auf gutem Wege, ebenso Blecha und Herbst, Makossa und Megablast schafften mit "Soy como Soy" auf Gigolo gar einen Ibiza Sommerhit. Das "Vienna Wildstyle" Label rund um Gollini und X&I hat sich gegründet und Komaton schaffte es gar auf die COCOON Compilation von Sven Väth.
Gratulation- auf ein Neues!!
Am Ende bleibt noch die persönliche Bilanz. 3 Releases,die vielleicht nicht megaauffällig waren, eine Radioshow auf Superfly, die offensichtlich steigende Hörerzahlen hat und etliche gute Club und Festivalgigs sorgten für ein gut durchschnittliches Jahr. 2011 soll der musikalische Output in jedem Fall steigen- und das CRAZY wird 10!!

Der Beitrag wurde von Crazy Sonic bearbeitet: 18 Jan 2011, 12:54
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